Tipps für Reisefotos – Folge 2: Türme, Ausblicke und der Horizont
„Wohin mit dem Horizont?“ Eine wichtige Frage, wenn wirklich schöne Reisefotos gelingen sollen. Was es beim Bildaufbau zu beachten gibt und wie Ihnen tolle Aufnahmen gelingen, zeigen wir Ihnen in dieser Foto-Tipp-Serie. Der erfahrene Hobbyfotograf Franz Lechner widmet sich in Folge 2 dem Thema Türme und Ausblicke und – anhand von Beispielen – genau dieser Frage „Wohin mit dem Horizont?“.
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Sind Sie in einer Stadt mit begehbaren Türmen? Dann nichts wie rauf. Bilder aus der Vogelperspektive bereichern Ihre Diaschau.
Besteigen Sie ihn,- falls möglich-, nicht gerade zur Mittagszeit-, sonst hätten Sie kein interessantes Licht und eine kühle Farbtemperatur.
Sind schöne „Fotowolken“ am Himmel? Dann gehen Sie jetzt hoch und vergessen Sie den Polarisationsfilter nicht! Oben angekommen, schauen Sie sich erst einmal um.
Tipps für das Fotografieren in luftiger Höhe
1. Ist alles gleichmäßig beleuchtet oder gibt es – bedingt durch Wolken – „Schwarze Löcher“?
Warten Sie evt. einen Augenblick, bis sich störende Wolkenschatten verzogen haben.
2. Stellen Sie den fotografisch interessantesten Ausschnitt fest.
3. Testen Sie den Polarisationsfilter.
– Können Sie das Himmelsblau verstärken? – Können Sie den Dunst am Horizont klären? – In welcher Stellung spiegeln die Dächer am wenigsten?
Prüfen Sie das alles in Ruhe und machen Sie dann Ihre Aufnahmen.
4. Fotografieren Sie nicht nur über die Stadt bis zum Horizont sondern auch steil hinunter auf die Straßen, Gassen und den Marktplatz.
Und vielleicht machen Sie bei dieser Gelegenheit ja gleich ein Panorama? DiaShow und Stages sind prädestiniert dafür, Panoramaaufnahmen in Ihrer ganzen Pracht zu zeigen. Wie Sie eine solche Panoramafahrt mit dem Kameraschwenk umsetzen können, wird hier detailiert erläutert.
Tipps für die Bildkomposition
Das Gleiche wie für begehbare Türme gilt natürlich auch für Anhöhen, Aussichtspunkte, Hochhäuser… Überall, wo sich ein freier Blick bietet, sollten Sie an Ort und Stelle sein. Schauen Sie auf Ihrem Stadtführer nach, da gibt es meist Hinweise oder fragen Sie im örtlichen Tourismusbüro.
Elemente, wie hier die Blumenbeete, die den Blick des Betrachters ins Bild führen, lassen sich gut verwenden. Dramatisieren Sie den Himmel etwas in der Bildbearbeitung, so haben Sie gleich einen schönen Farbkontrast in Rot/Blau, der Belebung in Ihr Aussichtsbild bringt.
Auch eine Mauer,- wie auf dem unteren Bild-, kann helfen den Blick ins Bild zu führen, den unteren Bildteil zu definieren und abzugrenzen. Der Ast gibt zusätzlichen Vordergrund und füllt den Himmelsraum.
Wohin mit dem Horizont?
Sie fotografieren Bilder mit klarer Horizontlinie? Dann befinden Sie sich in einer offenen Landschaft, am Meer oder in der Wüste. Wie auch immer,- entscheiden Sie sich, wie Sie den Horizont platzieren wollen. Bitte, auf keinen Fall, in die Bildmitte! Die Bildmitte ist langweilig– wirkt unentschlossen.
Die folgenden Bildbeispiele zeigen, wie unterschiedlich Bilder durch einen verlagerten Horizont wirken.
Sie stehen am Ufer des Sees und vor Ihnen breitet sich dieses Szenario (Bild oben) aus. Während Sie die Kamera klarmachen,- überlegen Sie einen Augenblick.
Was ist bildbeherrschend?
Das Wasser? Nein, das ist ganz ruhig und unspektakulär. Der Himmel? Eindeutig! Das ist einer dieser seltenen Momente, in denen sich am Himmel ein so dramatisches Wolkengebilde zeigt.
Sie entscheiden sich natürlich für die Wolken.
Schwenken Sie die Kamera nach oben und platzieren Sie den Horizont tief.
Belichten Sie ausschließlich auf den Himmel. Die Stadtsilhouette darf dabei ruhig schwarz werden.Hier eine Variation des zuvor gezeigten Bildes:
Belichten Sie den Himmel knapp, damit die Wolken dramatisch aussehen.
Halten Sie die Kamera gerade, damit der Horizont waagrecht bleibt.
Falls der Horizont auf einem Foto etwas schief ausfällt, justieren Sie es in der Bildbearbeitung nach.
Der Horizont liegt auch in diesem oberen Bild wieder sehr tief. Es sind mehrere bildbestimmende Horizontallinien vorhanden.
Die Wasserlinie mit dem Schiff im Vordergrund liegt weit unten. Die Hügelkette mit den Bergen macht den Mittelteil aus und die Wolken füllen mit einem Drittel Anteil spannend einen wichtigen Bereich. Schöner Nebeneffekt, dass das Schiff in die Bildmitte fährt.
Im unteren Bild wurde der Horizont weit nach oben verlegt. Hier sollen die prächtige Himmelskulisse und die dunkle Silhouette der Stadt, Einstimmung für die goldene Lichtstraße auf dem Wasser sein.
Mit dem Bildaufbau die Bildaussage unterstreichen
(Zum Vergrößern bitte Bilder anklicken)
Der Blick über das Meer bietet eine großartige Wolkenkulisse.
Der Vordergrund mit Land und Wasser bekommt nur einen schmalen Streifen zugeteilt.
Der Himmel dominiert das Bild mit ca. 3/4-Anteil zu Recht, da er der alleinige Blickfang ist.
Rechtes Bild: Der Horizont wurde nach ganz oben gelegt, da der Mittelteil und der Vordergrund viel Information bieten.
– Der Fluß verläuft diagonal durch die Stadt und dreht sich sanft nach oben links in Richtung Horizont.
– Zur Betonung des Mittelteils bekam der Himmel – trotz der schönen Wolken – nur wenig Raum.
Mit relativ schlichten Mitteln zeigt dieses Bild links, dass auch ein einfacher Bildaufbau eine harmonische Wirkung erzielen kann.
– Der flache Hügel bildet mit der Person den Vordergrund.
– Dieser leitet nahtlos über in eine Anhöhe, die für den Mittelteil steht.
– Den Hintergrund bildet die Bergkette.
– Die rote Kleidung wirkt als komplementärer Farbtupfer zum vorherrschenden Grün.
Auch im Bild rechts sind es die klassischen Stilmittel, die zu einem gelungenen Landschaftsbild beitragen.
– Wegen der interessanten Wolkenformation am blauen Himmel wurden Vorder- und Hintergrund auf das Nötigste beschränkt.
– Dadurch haben die Wolken viel Raum sich zu entfalten.
– Der freistehende Baum auf dem Hügel kann sich in seiner ganzen Schönheit präsentieren.
Fazit: Betonen Sie das, was Ihnen wichtig ist.
Ist es der interessante Vorder- und Mittelgrund? Dann betonen sie ihn, indem Sie viel davon ins Bild nehmen. Dem Himmel bleibt nur ein schmaler Streifen.
Ist der Himmel interessant,- dramatisch? Dann ist er mit seinen tollen Wolken das Hauptmotiv. Der Himmel bekommt den Haupteil, der Vordergrund den Rest. Eine klare Entscheidung!
Der Betrachters weiß woran er ist.
Übrigens, Himmel und Erde vertragen sich belichtungstechnisch ohnehin nicht gut: Ist der Himmel gut belichtet – ist der Vordergrund zu dunkel. Ist der Vordergrund in Ordnung – ist oft der Himmel zu hell und zeigt keine Wolkenstrukturen mehr. (Zum Ausgleich des Problems gibt es verschiedene Vorgehensweisen, die hier aus Platzgründen leider unbesprochen bleiben müssen).
Gute Landschaftsbilder haben eine klare Struktur. Die alte Regel: Vorder-, Mittel-, Hintergrund gilt immer noch.
Suchen Sie nach einem Baum, Zaun, Blumen… und verwenden Sie das als Vordergrund. Strukturieren Sie Ihre Landschaftsbilder in diesem Sinn.
Denken Sie an den Goldenen Schnitt und nützen Sie Linien, die in die Bildtiefe führen, wie Wege, Zäune, Bäume – Alleen, Wasserläufe… Schon einige solcher Bilder werten Ihre Bildserie auf.
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Auch im Stadtbereich verhelfen Gestaltungselemente zu Spannung im Bildaufbau. In der nächsten Folge widmet sich Franz Lechner dem Thema Städtefotografie mit „Rahmen, Torbögen und Linien“.
Bisher erschienen sind:
Tipps für Reisefotos – Folge 1: Postkarten und Souvenirs
Tipps für Reisefotos – Folge 2: Türme, Ausblicke und der Horizont
Fotos: Franz Lechner